Über den Weg eines Kickstarter Programms im Internet hat eine Firma, 'TheVirtualFoundry', eine leicht abweichende Methode entwickelt, die 3D Drucke in Metall, mit über 95% Reinheit, erlaubt.
Ich bin schon vor Wochen über die Seite gestolpert und habe es geistig aufs Abstellgleis gestellt, denn es schien mir zu skurril zu sein. Nachdem ich einige Zeit mit dem Lesen und Verarbeiten der spärlichen Daten verbracht habe, glaube ich inzwischen an die Methode. Ich werde versuchen, die Feinheiten etwas hervor zu heben.
Vorteile:
- Deutlich einfacheres sintern - das Modell wird in ein 'Zaubermittel' getaucht ('magic black powder' - tut mir leid, so wird es bezeichnet) und gesintert. Es besteht damit kein Bedarf an einem Vakuum- oder Schutzgasofen. Die maximale Sintertemperatur wird mit 930°C (1700°F) angegeben - je nach Material unterschiedlich. Die 930° wären für Kupfer, Aluminium wäre niedriger..
- Schrumpfung beim Sintern nur ca. 1% (im anderen Thread wird von 14-15% gesprochen).
- Objekte mit Hohlräumen und Elemente wie interne Zwischenwände, usw., können (vermutlich) nicht gesintert werden, wenn diese Hohlräume von Außen nicht zugänglich sind.
- Das gesinterte Material ist zwar beinahe 100% Metall, aber die Querschnitte sind nicht 100% Material - das Material ist intern wie aufgeschäumt, ähnlich wie ein normaler 3D Druck mit einem Füllungsgrad unter 100%. Das ergibt im Hinblick auf das geringe Schwindmaß von nur 1% Sinn - irgendwo her muss der Unterschied zu 14-15% Schwindung herkommen. Bei diesem Material ist das fertig gesinterte Objekt um ca. 15% innerlich geschäumt.
- Basierend auf dem vorhergehenden Nachteil ist anzunehmen, dass man Probleme haben wird, wenn Dichtheit notwendig ist (besonders wenn es 'druckdicht' sein soll).
Dieses Zaubermittel hat zwei Aufgaben. Einmal eliminiert es die Notwendigkeit von Schutzgas oder Ähnliches. Weiters wirkt es wie eine Gussform, die beim Sintern dem Objekt die endgültige Form vorgibt - dürfte unerlässlich sein, da das Material innerlich etwas aufschäumt. Man benötigt das Zaubermittel also bei jedem Sintern. Kostet €18 pro Kilogramm.
Die Vorgangsweise mit dem Zaubermittel ist ungefähr so:
Zwei Teile Pulver mit einem Teil Wasser mischen. Solange das Material noch recht dünnflüssig ist, soll man das Druckobjekt, vor allem bei feinen Details, 'einpinseln'. Schließlich das eingepinselte Objekt in den Rest des Zaubermittels eintauchen, bzw. versenken (möglichst blasenfrei) und warten, bis das Zaubermittel etwas abgebunden hat (wie Gips).
Danach kommt ein mehrstufiger Sinterprozess (hier ein Beispiel - Achtung! Angaben in Fahrenheit). Die erste Stufe wird vermutlich notwendig sein, um das Wasser aus dem Zaubermittel zu bekommen. Die zweite Stufe sorgt vermutlich dafür, dass die Form aus Zaubermittel richtig fest wird, 'gebrannt' wird und das PLA oder ABS des Filaments verbrannt/entfernt wird. Die letzte Stufe dürfte das eigentliche Sintern sein.
Da man einen Behälter benötigt, in dem sich das Zaubermittel (und das eingetauchte Objekt) befindet, muss dieser Behälter mit in den Ofen. Der Hersteller empfiehlt Niromaterial, da das Material ca. 1200° aushält. Der Hersteller selbst nimmt abgeschnittene Stücke von einem Auspuffrohr (sind heute häufig aus Niro). Wenn es gerade abgeschnitten wird, benötigt es nicht einmal einen Boden, falls man es auf einer glatten, ebenen Fläche stellt (Zitat vom Hersteller).
Meiner Meinung nach ist der primäre Vorteil des Systems das Sintern. Man findet leichter einen Ofen um Keramiken zu Brennen (oft in Schulen, usw.) als einen Sinterofen mit Schutzgas. Die Kosten fürs Sintern dürften damit auch niedriger ausfallen. Dafür braucht man das Zaubermittel.
Fraglich bleibt, wie gut komplexere Objekte nach dem sintern aussehen, bzw. wie brauchbar diese werden. Mir ist auch nicht klar, ob man beim Drucken des 'Grünlings' mit einem Füllungsgrad unter ca. 80% arbeiten kann oder nicht. Wenn ja, müssten auch interne Hohlräume machbar sein, denn im Endeffekt ist ein niedriger Füllungsgrad nichts anderes als eine Unmenge interner Hohlräume.
mjh11