Da es gerade wieder einen funktionierenden "Antworten"-Button gibt, hole ich das Thema nochmal hervor
Das Nachmessen mit dem Thermoelement hat nicht funktioniert. Es werden immer 20 ... 30 Grad zu wenig angezeigt, und inzwischen bin ich überzeugt, dass der Fehler so groß nicht sein kann. Ich habe ein Loch in einen Korken gebohrt, so dass die Düse gerade hineingeht. Von der Seite habe ich noch ein kleines Loch gebohrt, in die das Thermoelement geschoben werden kann. Ich konnte so die gesamte Düse mit dem Koren umschließen und hatte das Thermoelement mit drin und es wurde dabei auf die Düsenspitze gedrückt. Auch mit diesem Aufbau war die Abweichung mindestens 20 Grad. Ich hänge da etwas in der Luft da ich keine gute Referenz habe, nur die Raumtemperatur, und die wird recht genau angezeigt.
Wie auch immer, alles ist relativ, selbst die Temperatur wenn man weiß, bei welcher Einstellung man ordentlich drucken kann. In wieweit die angezeigten °C dann wirklich der Wahrheit entsprechen, ist ja nebensächlich. Hier meine Methode, um die geeignete Drucktemperatur zu finiden:
Drucktemperaturtest
Als Druckobjekt verwende ich einen Zylinder mit 30mm Durchmesser und 50mm Höhe. Der Slicer wird folgendermaßen eingestellt:
- kein Infill
- keine top oder bottom shell
- eine outline/perimeter shell
- Druckmodus: spiral vase/vase mode (Bezeichnug je nach Slicer unterschiedlich)
Der Zylilnder wird also nur als Rohr mit minimaler Außenwand gedruckt. Der Extruder fährt dabei ohne Unterbrechung in Spiralform nach oben.
Der Ausdruck muss mit einer hohen Temperatur - je nach Material - begonnen werden. Während des Drucks soll die Temperatur kontinuierlich abgesenkt werden. Wenn dies kontrolliert geschieht, kann man später von der Höhe auf die Drucktemperatur schließen. Es gibt drei Möglichkeiten dies zu bewerkstelliingen:
1. Man stellt die Temperatur über die Tasten am Drucker ein. Während des Ausdrucks muss man die Layer mitzählen und z.B: alle 5 Layer (also alle 5 Runden, die der Extruder macht) um ein Grad herunterregeln.
2. Man kann entsprechende G-codes manuell in das G-code File einfügen.
3. Wenn der Slicer es erlaubt kann man den Temperaturverlauf natürlich schon dort vorgeben. Soweit ich weiß ist dies nur mit S3D möglich.
Den fertigen Ausdruck untersucht man, indem man versucht, die Fäden auseinander zu ziehen. Wenn mit zu niedriger Temperatur gedruckt wird, haften die Layer nicht aufeinander. Man kann also oben anfangen zu ziehen und sehen, wie weit man kommt. Wenn man die Fäden nicht mehr abziehen kann (sie reißen durch), hat man die minimale mögliche Drucktemperatur gefunden. Auch wenn man die Fäden nicht mehr spiralförmig abziehen kann, kann man die Layer noch weiter auseinanderreißen. Man kann so noch untersuchen, ob es eine weitere Temperaturschwelle gibt, ab der der sich der Zusammenhalt spürbar verbessert. Das muss aber nicht unbedingt so sein.
Es kann auch sein, dass die Temperatur so niedrig wird, dass der Extruder nicht mehr arbeitet. Das ist natürlch ein Zeichen den Vorgang abzubrechen. Man sollte also anwesend sein. Das bereits gedruckte Stück kann man trotzdem wie beschrieben analysieren.
Der gefundene Wert ist ein erster Anhaltspunkt. Man weiß dann, in welchem Bereich man sich bewegen kann. Die optimale Drucktemperatur muss dann mit Vergleichstests von komplexeren Modellen gefunden werden. Nach meinen Erfahrungen sollte man bei 20 bis 30 Grad über der Minimaltemperatur zu guten Ergebnissen kommen. Letztendlich muss man ja bei jedem Modell aufs neue überlegen ob man über die Temperatur etwas verbessern könnte.
Ich hoffe das war einigermaßen verständlich, sonst einfach nochmal nachfragen. Ich habe leider nur das eine Foto gemacht.
so long