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Maßabweichungen minimieren

Verfasst: Do 26. Mär 2015, 22:32
von Schwanzlurch
Hallo zusammen,

Ich habe einen Würfel gedruckt (PLA, Extrudertemp. 195°C, Betttemp. 65°C). Wandstärke 1mm, Kantenlänge 30 mm, oben offen. Ich habe die Wandstärke (über die ganze Tiefe) in Y-Richtung gemessen zwischen 1,11 und 1,177 mm und in X-Richtung 1,19 und 1,21 mm. Die Außenkantenlänge am Grund gemessen ist 30,26 und 30,3 mm. 0,3 mm Abweichungund bzw. die Wandstärkenabweichungen finde ich zuviel. Ich habe den Filamentdurchmesser gemessen und in Cura eingegeben.

Wie würdet Ihr vorgehen um diese Abweichungen zu minimieren?

Gruß,

Schwanzlurch

Re: Maßabweichungen minimieren

Verfasst: Fr 27. Mär 2015, 08:23
von rf1k_mjh11
Schwanzlurch,

Einige Informationen fehlen, um eine genaue Aussage zu treffen. Am wichtigsten sind Düsendurchmesser und Layerhöhe.

Ich werde heute, etwas später, hoffentlich, wieder eine langatmige Erklärung schreiben, muß jetzt aber weg um andere Besorgungen zu machen.

mjh11

Re: Maßabweichungen minimieren

Verfasst: Fr 27. Mär 2015, 16:07
von rf1k_mjh11
Schwanzlurch,

Zusätzlich zum Düsendurchmesser und Layerhöhe wäre auch das Slicing-Program das verwendet wird interessant. Jede Software ist ein bisschen anders, aber gewisse Prinzipien bleiben....

Erstmals, um dir vielleicht das langwierige Lesen zu ersparen: exakte Maßhaltigkeit bei dieser Art des 3D Drucks gibt es zur Zeit nicht, daher muß man bei der Konstruktion gewisse Eigenheiten mit berücksichtigen. Übrigens, die 30.3mm statt der exakten 30mm ist bloß 1% Abweichung, so genau kommt nicht einmal ein teurer Mercedes, Jaguar oder BMW mit dem Tacho hin ;)

Maßhaltigkeit der Aussenmaße:

Gehen wir von Slic3r aus, einer 0.5mm Düse und 0.4mm Layerhöhe:

Dein Würfel ist 30x30. Theoretisch sollte der GCode eine Seitenlänge von 30 minus der Raupenbreite vorsehen (die Würfelseiten sind jeweils um eine halbe Raupenbreite nach innen gerückt). Das kann man recht einfach im GCode nachprüfen, falls der Würfel nicht zufällig verdreht ausgerichtet ist.
Aber hier, bei der Raupenbreite, kann schon das erste Problem liegen. Welche Raupenbreite verwendet der Slicer? Man sollte annehmen dass der Slicer dies weiss und die Seitenlänge des Würfels korrekt berechnet. Was immer für ein Fehler sich hier einschleicht, der wird gleich sein, egal wie groß das Objekt ist. Das heißt, ist dein 30mm Würfel, der um 0.3mm zu groß ist, wäre vermutlich auch um 0.3mm zu groß wenn die Seitenlänge 180mm gewesen wäre. (Handelt es sich jedoch um einen Fehler in der Umrechnung von Schrittmotorenschritte in Millimeter, würden sich die 0.3mm bei 180mm Seitenlänge auf einen Fehler von 1.8mm vergrößern. Ich bezweifele, dass es sich hier um so einen Fehler handelt, ausser, du hast in der Firmware herumgeändert.)
Ich für mich tendiere dazu, nichts hinter meinem Rücken passieren zu lassen. Dazu gehört auch die Raupenbreite. Slicer geht her und bestimmt die Raupenbreite selbst, wenn man nicht dagegensteuert. Ich schreibe ihm alle Breiten vor (unter "Print Settings", "Advanced"). Da ich die Raupenbreite gleich dem Düsendurchmesser gesetzt habe, weiß ich, dass die errechnete Seitenlänge bei mir 29.5mm sein sollte, damit eine fertige Seitenlänge von 30mm herauskommt.

Dünne Wände

Da gibt es schon hier im Forum einige Beiträge.(z.B. hier).
Eine der Probleme ist wieder die Raupenbreite. Hat man eine 1mm Wand, und der Slicer rechnet mit einer Raupenbreite von 0.6mm, hat er zwei Möglichkeiten: eine Raupe hinsetzen (Ergebnis: eine Wand mit ca. 0.6mm) oder zwei Raupen hinzwängen - ergibt eine Wand mit ca. 1.2mm.
Da kommt einem also nochmals die Eigenheit von Slic3r in die Quere, sich eine Raupenbreite auszusuchen, da man (ich zumindest) schwer vorhersagen kann, was die Raupenbreite sein wird. Deswegen schreibe ich es ihm vor: 0.5mm. Dann sehe ich konstruktiv eine Wand wor, die 1.05 oder 1.1mm dick ist, und weiß, dass der Slicer (Slic3r) sicher zwei Raupen hinplazieren wird und die Wand max. 1.1mm sein wird, und mindestens 0.95mm. Und das Wichtigste dabei: die zwei Raupen sind ordentlich miteinander verbunden. Oft passiert es nämlich, dass zwei Raupen gedruckt werden, die dazwischen nur Luft haben, aber nicht miteinander verbunden sind.
Das Problem mit der Raupenbreite bei dünnen Wänden gilt nur bis ca. 1.5-2mm Dicke (abhängig von der Anzahl der gewünschten Perimeter). Sowie eine Wand breit genug ist, dass eine Füllung benötigt wird, ist das Problem erledigt und existiert nicht mehr.
Man kann mit einem kleineren Düsendurchmesser natürlich dünnere Wände maßhaltiger drucken, nimmt aber längere Druckdauer in Kauf.

So, es wurde gar nicht so lang.
Ich hoffe zumindest etwas Licht in den Nebel der Maßhaltigkeit gebracht zu haben.

mjh11