Prusa´s kleine Zicke - die MMU...
Verfasst: Do 10. Feb 2022, 18:35
Hi,
an meinem Prusa werkelt ja seit geraumer Zeit eine MMU2 und ermöglicht mir so sehr "Farbenfrohe" drucke oder auch Support usw...
Das Konzept der Verwendung eines Hotends hat viele Vor- aber auch Nachteile, die mehr oder minder stark ins Gewicht fallen.
Extrem Positiv fällt auf jedenfall ins Gewicht, daß der Offset immer 100% paßt und Oozing kein Thema ist. Es gibt kein 2.tes Hotend, daß sich ins Bauteil rammen könnte, einen Versatz zueinander heraufbeschwört oder mit seiner Hitze die finish-fläche wieder anschmelzt etc.
Ein Nachteil ist der Materialverbrauch, da Prinzipbedingt die Düse bei jedem Wechsel "gespült" werden muß. Dem läßt sich auf mehrere Art und Weise begegnen: Zum einen kann man mehrere Teile gleichzeitig drucken - der Materialwechsel ist ja nicht auf das Teil, sondern auf den Layer bezogen. Ob er 5 Teile oder 1 Teil druckt, die Spülmenge ist die selbe. Die andere Möglichkeit ist, gerade, wenn man größere/mehrere Teile hat, ins "Infill" zu wischen, also schlicht gar nicht spülen, sondern mit dem vermischten Material das Infill zu drucken. Auf die Weise spart man ganz nebenbei noch Druckzeit, da kein "Spülturm" gedruckt werden muß. Ist aber abhängig vom der größe des Infills pro Material und Layer.
Was super an der MMU ist, man kann, wenn man kein Material zuweist, sondern nur die Materialeinstellungen, mit denen er drucken soll, Druckt er mit dem Material im aktuell aktiven Materialschacht. Sollte dieser leer sein, springt er automatisch auf den nächsten. So kann der Drucker z.b. eine Corsair, die 2 Wochen Druckzeit in Anspruch nimmt, komplett ohne Filamentwechsel durch drucken. Er springt einfach, wenn Sie leer ist, auf den nächsten Schacht und lädt dieses und druckt weiter. So kann man auch schön Rollenreste aufbrauchen.
Die MMU ist aber ein wenig eine "Zicke", was öftere Wechsel an geht. Das hat mehrere Gründe. Einer ist die saubere Formung der "Spitze" beim entladen des abgewählten Materials. Zieht dieses "Fäden", so "spinnt" die sehr sensibel arbeitende Filamenterkennung... Also muß man schon etwas "Zeit" investieren, um ein Optimales Procedere für das jeweilige Material einzustellen. Und das setzt ein stabiles Thermisches Gefüge in der Übergangszone des Hotends voraus - vermutlich ahnt jetzt so mancher, warum ich die Farbwechsel derzeit auf der Heizbett zugewandten Seite bewerkstellige und zum anderen mich intensiver mit Wasserkühlung auseinander setze... Auch die Steuerung der MMU - die Elektronik selber, mag keine Temperaturen über 42 Grad...
Was aber relativ schnell an meiner MMU der "Overkill" war, ist die, meiner Meinung nach, Fehlkonstruktion der 5 Filamentzuführungen. Eine davon habe ich aus Eigenverschuldung "gekillt". Man vermutet es: Gleich am Anfang! Ich hatte, aufgrund nicht ganz optimaler "Tunk-Einstellung", eine ungünstige Spitzenform - die MMU ging nach 2 h in die Störung und ließ sich nicht mehr "überreden". Und dann machte ich etwas "sau dummes": Ich zog es von Hand vom Puffer her zurück. Warum dumm? Weil die Spitze auseinander gegangen ist und somit sich im Tube dann verkeilt hatte. Den Bowden habe ich dann halt ausgetauscht. Und dann ging der "Affentanz" erst richtig los... Was war das Problem? Die 5 Bowden werden über ein geriffeltes Keil-Druckstück fixiert. Dieses Kunststoffteil wird über 4 Schrauben geklemmt. Nun war es so, daß das Nachgekaufte einen eigentlich geringfügig anderen Außendurchmesser hat. Tja, damit konnte ich die Schrauben anziehen wie ich wollte - zu fest, funktionierte mein Ersatz, aber die anderen klemmten. Zu locker funktionierten die anderen 4, aber meiner spinnte rum, da der Bowden wanderte und somit die MMU keine definierte Position für den Einzug mehr fand. Ich entwickelte meinen eigenen Keil mit M10er Push Fittings. Damit wurden alle Bowden wieder gleichwertig. Allerdings war das nach wie vor nicht wirklich gut, weil der Grundkörper auf "Klemmung" über die Fläche konzipiert war. Das andere ist vorn das Selektorfach. Dort sammeln sich immer wieder Reste, wenn Filament weg brösselt oder die Messer im Selektor Fäden abschneiden. Bewegliches Teil, das genau justiert werden muß und Plastikreste im Weg - keine gute Kombi...
Die 2 Punkte sind defakto unglücklich gelöst...
Nebenbei habe ich auch die MMU-Elektronikabdeckung umgestaltet und in der Mitte etwa einen beweglichen Sockel konstruiert. Damit kommt bei mir schon lange nicht mehr seitlich das Kabel von der Finda-Sonde auf dem Selektor, sondern beweglich mittig und wird nur noch gedreht und nicht gezogen und gestaucht... Aber ist, wie gesagt, schon lange im Einsatz...
Wie man auch sieht, haben meine Teile keine "Kanäle" für 4-Kant-Muttern, die unnötig schwächen, sondern ich schmelze Gewindehülsen mit dem Lötkolben ein. Sieht man auf den Bildern. Was vielleicht auch auffällt: Die neue MMU für meinen Sohnemann wird Schwarz/Weiß. Hintergrund ist simpel. Die Testrolle PETG von Prusa hatte nur 300 + x g und das ging irgendwann aus - der Prusa Piepst und stoppt - ist Sohnemanns Teil und entsprechend auf seinem Gedruckt. Da kam dann halt weißes PETG für den Rest zum Einsatz. Funzt super.
Also nicht wundern - ist keine Optische Täuschung...
Resümee des ganzen:
Out of the Box-Funktion? Jein. Sie arbeitet, aber ist sehr sensibel, was zu vielen Störungen immer wieder führen kann und manchen verzweifeln lies.
Geeignet für Einsteiger? Defakto nein! Den Drucker muß man schon beherrschen. Wenn dort schon schwächen im Handling sind, wird das zusätzliche Upgrade der "Grabstein". Soviel Yoga kann man gar nicht machen, um wieder runter zu kommen, wenn zum xten mal...
Würde ich Sie wieder holen? Habe ich doch schon - allerdings bau ich Sie auch nicht mehr 1:1 auf... Auch den Puffer, der dabei ist, verwende ich nicht mehr. Ich habe einen "Ladeturm". Allerdings bin ich mit dem auch noch nicht 100% zufrieden. Aber Platzsparend, an den Encloser anbaubar - hab mir Halterungen konstruiert - paßt wie angegossen...
Glücklich bin ich mit dem neuen Laden von Material noch nicht. Im Betrieb kein Problem, aber mal eben Filament austauschen ist nicht. Das haben sich die "Erfinder" nicht zuende gedacht - meine Meinung dazu. Aber ich habe ein paar Ideen, daß Problem zu erschlagen... Mal schauen, wann ich dazu komme.
Die ausgelieferte MMU funktioniert, aber läßt viel "Luft" noch nach oben. Wer Ihr die Zicken abgewöhnt, hat einen schönen Mehrwert zu einem günstigen Preis. Varianten wie Palette Mosaic schlagen ja mit dem 2- (4 Materialien, Plastikführungen etc.) bzw. 3-Fachen (8 Materialien, Metallführungen) Preis zu.
Aber genug ab der Stelle. Jetzt kommt erstmal Familienintern. Corona haben wir alle 3 gut überstanden, aber da gibt es noch Schwiegereltern und andere Probleme wie Corona. Aber sobald die MMU steht, kommt ein Bild von meiner MMU-Variante.
Gruß, Christian
an meinem Prusa werkelt ja seit geraumer Zeit eine MMU2 und ermöglicht mir so sehr "Farbenfrohe" drucke oder auch Support usw...
Das Konzept der Verwendung eines Hotends hat viele Vor- aber auch Nachteile, die mehr oder minder stark ins Gewicht fallen.
Extrem Positiv fällt auf jedenfall ins Gewicht, daß der Offset immer 100% paßt und Oozing kein Thema ist. Es gibt kein 2.tes Hotend, daß sich ins Bauteil rammen könnte, einen Versatz zueinander heraufbeschwört oder mit seiner Hitze die finish-fläche wieder anschmelzt etc.
Ein Nachteil ist der Materialverbrauch, da Prinzipbedingt die Düse bei jedem Wechsel "gespült" werden muß. Dem läßt sich auf mehrere Art und Weise begegnen: Zum einen kann man mehrere Teile gleichzeitig drucken - der Materialwechsel ist ja nicht auf das Teil, sondern auf den Layer bezogen. Ob er 5 Teile oder 1 Teil druckt, die Spülmenge ist die selbe. Die andere Möglichkeit ist, gerade, wenn man größere/mehrere Teile hat, ins "Infill" zu wischen, also schlicht gar nicht spülen, sondern mit dem vermischten Material das Infill zu drucken. Auf die Weise spart man ganz nebenbei noch Druckzeit, da kein "Spülturm" gedruckt werden muß. Ist aber abhängig vom der größe des Infills pro Material und Layer.
Was super an der MMU ist, man kann, wenn man kein Material zuweist, sondern nur die Materialeinstellungen, mit denen er drucken soll, Druckt er mit dem Material im aktuell aktiven Materialschacht. Sollte dieser leer sein, springt er automatisch auf den nächsten. So kann der Drucker z.b. eine Corsair, die 2 Wochen Druckzeit in Anspruch nimmt, komplett ohne Filamentwechsel durch drucken. Er springt einfach, wenn Sie leer ist, auf den nächsten Schacht und lädt dieses und druckt weiter. So kann man auch schön Rollenreste aufbrauchen.
Die MMU ist aber ein wenig eine "Zicke", was öftere Wechsel an geht. Das hat mehrere Gründe. Einer ist die saubere Formung der "Spitze" beim entladen des abgewählten Materials. Zieht dieses "Fäden", so "spinnt" die sehr sensibel arbeitende Filamenterkennung... Also muß man schon etwas "Zeit" investieren, um ein Optimales Procedere für das jeweilige Material einzustellen. Und das setzt ein stabiles Thermisches Gefüge in der Übergangszone des Hotends voraus - vermutlich ahnt jetzt so mancher, warum ich die Farbwechsel derzeit auf der Heizbett zugewandten Seite bewerkstellige und zum anderen mich intensiver mit Wasserkühlung auseinander setze... Auch die Steuerung der MMU - die Elektronik selber, mag keine Temperaturen über 42 Grad...
Was aber relativ schnell an meiner MMU der "Overkill" war, ist die, meiner Meinung nach, Fehlkonstruktion der 5 Filamentzuführungen. Eine davon habe ich aus Eigenverschuldung "gekillt". Man vermutet es: Gleich am Anfang! Ich hatte, aufgrund nicht ganz optimaler "Tunk-Einstellung", eine ungünstige Spitzenform - die MMU ging nach 2 h in die Störung und ließ sich nicht mehr "überreden". Und dann machte ich etwas "sau dummes": Ich zog es von Hand vom Puffer her zurück. Warum dumm? Weil die Spitze auseinander gegangen ist und somit sich im Tube dann verkeilt hatte. Den Bowden habe ich dann halt ausgetauscht. Und dann ging der "Affentanz" erst richtig los... Was war das Problem? Die 5 Bowden werden über ein geriffeltes Keil-Druckstück fixiert. Dieses Kunststoffteil wird über 4 Schrauben geklemmt. Nun war es so, daß das Nachgekaufte einen eigentlich geringfügig anderen Außendurchmesser hat. Tja, damit konnte ich die Schrauben anziehen wie ich wollte - zu fest, funktionierte mein Ersatz, aber die anderen klemmten. Zu locker funktionierten die anderen 4, aber meiner spinnte rum, da der Bowden wanderte und somit die MMU keine definierte Position für den Einzug mehr fand. Ich entwickelte meinen eigenen Keil mit M10er Push Fittings. Damit wurden alle Bowden wieder gleichwertig. Allerdings war das nach wie vor nicht wirklich gut, weil der Grundkörper auf "Klemmung" über die Fläche konzipiert war. Das andere ist vorn das Selektorfach. Dort sammeln sich immer wieder Reste, wenn Filament weg brösselt oder die Messer im Selektor Fäden abschneiden. Bewegliches Teil, das genau justiert werden muß und Plastikreste im Weg - keine gute Kombi...
Die 2 Punkte sind defakto unglücklich gelöst...
Nebenbei habe ich auch die MMU-Elektronikabdeckung umgestaltet und in der Mitte etwa einen beweglichen Sockel konstruiert. Damit kommt bei mir schon lange nicht mehr seitlich das Kabel von der Finda-Sonde auf dem Selektor, sondern beweglich mittig und wird nur noch gedreht und nicht gezogen und gestaucht... Aber ist, wie gesagt, schon lange im Einsatz...
Wie man auch sieht, haben meine Teile keine "Kanäle" für 4-Kant-Muttern, die unnötig schwächen, sondern ich schmelze Gewindehülsen mit dem Lötkolben ein. Sieht man auf den Bildern. Was vielleicht auch auffällt: Die neue MMU für meinen Sohnemann wird Schwarz/Weiß. Hintergrund ist simpel. Die Testrolle PETG von Prusa hatte nur 300 + x g und das ging irgendwann aus - der Prusa Piepst und stoppt - ist Sohnemanns Teil und entsprechend auf seinem Gedruckt. Da kam dann halt weißes PETG für den Rest zum Einsatz. Funzt super.
Also nicht wundern - ist keine Optische Täuschung...
Resümee des ganzen:
Out of the Box-Funktion? Jein. Sie arbeitet, aber ist sehr sensibel, was zu vielen Störungen immer wieder führen kann und manchen verzweifeln lies.
Geeignet für Einsteiger? Defakto nein! Den Drucker muß man schon beherrschen. Wenn dort schon schwächen im Handling sind, wird das zusätzliche Upgrade der "Grabstein". Soviel Yoga kann man gar nicht machen, um wieder runter zu kommen, wenn zum xten mal...
Würde ich Sie wieder holen? Habe ich doch schon - allerdings bau ich Sie auch nicht mehr 1:1 auf... Auch den Puffer, der dabei ist, verwende ich nicht mehr. Ich habe einen "Ladeturm". Allerdings bin ich mit dem auch noch nicht 100% zufrieden. Aber Platzsparend, an den Encloser anbaubar - hab mir Halterungen konstruiert - paßt wie angegossen...
Glücklich bin ich mit dem neuen Laden von Material noch nicht. Im Betrieb kein Problem, aber mal eben Filament austauschen ist nicht. Das haben sich die "Erfinder" nicht zuende gedacht - meine Meinung dazu. Aber ich habe ein paar Ideen, daß Problem zu erschlagen... Mal schauen, wann ich dazu komme.
Die ausgelieferte MMU funktioniert, aber läßt viel "Luft" noch nach oben. Wer Ihr die Zicken abgewöhnt, hat einen schönen Mehrwert zu einem günstigen Preis. Varianten wie Palette Mosaic schlagen ja mit dem 2- (4 Materialien, Plastikführungen etc.) bzw. 3-Fachen (8 Materialien, Metallführungen) Preis zu.
Aber genug ab der Stelle. Jetzt kommt erstmal Familienintern. Corona haben wir alle 3 gut überstanden, aber da gibt es noch Schwiegereltern und andere Probleme wie Corona. Aber sobald die MMU steht, kommt ein Bild von meiner MMU-Variante.
Gruß, Christian