RF2000 vs. E3D Toolchanger
Verfasst: Mo 17. Feb 2020, 01:03
Ich will mal kurz ein Feedback abgeben, denn meine bisherige Erfahrung mit beiden Systemen zwingt mir eine Pro und Contra Meinung auf, die noch nicht final gereift ist, aber für den ein oder anderen hier interessant sein könnte.
Kurz zum Setting meiner Drucker:
- Ich besitze 2x den RF2000 und habe natürlich die Community-Firmware installiert. Beim RF2000 muss man quasi Heizbett und Hotends tauschen, sodass der Drucker zeitgemäß gut wird. Das mag beim RF2000v2 schon etwas anders sein. Die Glaskeramik ist -ein- Bett das funktionieren kann, aber es ist für manche Dinge zu splittergefährlich/teuer und für andere Materialien zu haftungsschwach. Dem Conrad V2-Hotend sind andere Hotends heute ganz einfach überlegen. (E3D-V6, Vulcano, Mosquito ...)
- Der E3D Toolchanger ist eine nicht so ganz fertige Entwicklungsplattform in die man seine eigenen Druckköpfe reinentwickeln und betreiben kann. Von Haus aus war dieser Drucker eigentlich nur ein Bowden-Gerät, aber es gibt auch die Möglichkeit dass man sich Titan-Aeros oder E3D-Hemeras oder Bondtech-extruder, Nimble V2 etc. reinbaut. Im E3D-Forum hat gefühlt jeder einen anderen Druckkopf an dem er werkelt. Ich habe 2x TitanAero 3mm drauf.
Und weil jetzt schon einige gute Shops (Bsp. youprintin3d) das 3mm-Filament aus dem Programm nehmen, man bei Amazon immer weniger 3mm findet (Mein Esun PETG blue ist weg) und es auch den E3D-Hemera nicht für 3mm geben wird, werden die letzten beiden Druckköpfe Tool 3 und Tool 4 bei meinem Toolchanger 1,75er Druckkopfe werden.
Kurz: Ich habe den Toolchanger mit eher schweren 500g DirectDrive Druckköpfen ausgestattet.
Nun zu einem Vergleich.
Die Vorteile des Toolchangers sind ganz klar Dualdruck oder Multidruck. Der Drucker ist ein Spielplatz für die Kombination verschiedenster Materialien. Auch der Toolchanger besteht nicht aus Plastik sondern gefrästen Metallteilen, sodass man von einer robusten Plattform reden kann.
Der RF2000 ist wegen dem DMS-System und unseren ganzen Ideen im ersten Layer gnadenlos überlegen. Da denkt man bei den ersten Drucken echt, der Toolchanger ist aus dem Jahr 2013 und nicht der RF.
Verglichen mit dem RF hat man beim TC einen riesen Ärger mit den Z-Offsets. Man stellt mit abenteuerlichen Methoden irgendwie ein passendes Z-Offset ein. Dieses wird zuerst mit einem Microswitch abgetastet. Anschließend versucht man dann dann ein gefundenes Offset von diesem Switch bis zur Düsenspitze hardcodiert in der Config zu hinterlegen. Diese Konfiguration habe ich gefühlt schon 20x um +-0.05mm angepasst und es passt einfach nie perfekt.
Zudem fühle ich mich auch etwas blind, was die Digits angeht. Die fehlen mir wie bei fast allen anderen Druckern ganz extrem um zu wissen, wie es um meine Düse/Verkrustungen steht.
Ich bin ohne SenseOffset und Digit Compensation gefühlt zurück im Mittelalter. All diese doofen Effekte sind wieder da, wenn die Düse zu nah am Bett ist. Erst Stau, dann fressen, dann geht man mit dem Offset etwas höher und zuerst entspannt sich die ganze Ladung Überdruck in den nächsten Zentimetern, bis man wirklich sieht, ob man wieder einen guten Z-Offset hat. Igitt. Ich glaube, dass 0.3er Firstlayer wieder aktuell werden.
Positiv: Dem Z-Dilemma gegenüber steht eine grandios entwickelte Duet3D-Plattform. Man kann natürlich auch eine andere verbauen, aber es gibt dafür keinen Grund. Das Board und die Firmware wird ständig weiterentwickelt, ohne dass ich viel tun muss. Die Hardware ist gut und die Firmware ist auf dem heutigen Stand der Technik. 32Bit-Prozessor, gute Stepperdriver, maximalkonfigurierbar.
Es gibt ein Rechenpower-Limit aber es liegt wo ganz anders als beim RFx000 Board ^^, da muss man es mit Microsteps schon übertreiben.
Das Duet2 kann kein StealthChop, man könnte sich also überlegen, auch ExtensionBoards zu nutzen. Oder demächst auf Duet3 (mit Canbus zum Druckkopf, Driver auf dem Druckkopf) umzusteigen, aber generell ist das was ich von dieser Firma bisher sah überragend. Das Duet ist aus Heimanwendersicht wie die Fritzbox unter den Routern, das Board unter den Boards.
Der Toolchanger wird mit einem Borsilikatglas ausgeliefert. D.h. man bekommt empfohlen sich dieses passende Glas mitzubestellen. Man kann auch darauf drucken, aber es ist noch viel schwächer als das Glas das wir vom RF2000 kennen. Ich habe 1x PETG mit einer Handgroßen Fläche drauf gedruckt und die Glasoberfläche war komplett am Bauteil als ich es abnahm. Da dachte ich mir kurz "Oh nein, Geschichte wiederholt sich".
Da aber beim Toolchanger das Bett nur rauf und runterfahren muss, braucht man wegen dem Massezuwachs nicht darüber nachzudenken, was man mit dem alten kaputten Glasl macht. Man klebt einfach neue Schichten drüber ^^. Pertinax in meinem Fall.
Beim Drucken mit dem RF2000 ist es immer so eine Sache. Wenn man sich keine Wechselhotends einbaut, sind die fest drin. Da ranzukommen ist eher ungemütlich. Es wird besser, wenn man sich wie beim RF2000v2 die Frontschiene raussägt.
Beim Toolchanger kann ich sogar während des Druckens einen Druckkopf rausnehmen, auf den Kopf stellen und ansehen - und unter Umständen reinigen. Die Pause funktioniert wie sie sollte. Die Druckköpfe sind im Toolchanger auf je einer Gabel aufgesteckt und halten durch magnetische Kraft. Wartung ist also kein Problem. Alles andere wäre bei 4 Druckköpfen allerdings ein NoGo.
Lautstärke: E3D schlägt beim Konfigurationsassistenten ein noch viel beschisseneres Netzteil vor als Conrad. Es kann 24V 16A, aber es ist laut und stinkt. Ich habe es sofort getauscht, denn mit diesem Netzteil hört man die Steppertöne nicht, was ich etwas ungemütlich fand. Das schlechte Netzteil mit Wirkungsgrad 81% macht für mich in einer Dauerentwicklungsplattform keinen echten Sinn.
Hat man diesen Schritt erledigt und hat man fairerweise beim RF2000 ebenso den Board-Fan und die Netzteilgeräusche eliminiert dann sind beide Drucker nicht sooo weit von einander entfernt. Der RF2000 klingt greller. Die Toolchanger Schallemmissionen leben vom Untergrund. Der Drucker kann echt leise sein, wenn man ihn sauber federt. Seine Plexiglas Panels schwingen und die Profilbauweise ist nicht so mega robust wie ein RF2000, aber schon besser als viele andere Druckermodelle die ich bisher sah. Der TC ist aus Edelstahl, Alu und 60x30er Profilen.
DualDruck:
Beim RF2000 musste ich mich so sehr anstrengen, dass ich Dualdruck sein lies. Beim Toolchanger ist das einfach. Ich habe zudem an den Parkpositionen der Tools eine Rasierklinge so angebracht, dass die Düse auf diese Rampe auffährt. Die ist dann sofort dicht und es sabbert nichts. Kurz: Ich drucke ohne Prime-Tower und ohne OozeShield.
Es kann natürlich sein, dass ich einmal auf die Idee kommen werde, dass ein winziger Prime-Tower für winzigste Toolchanges sinnvoll ist, aber ansonsten kann ich vermutlich dauerhaft auf diese Ärgernisse verzichten.
E3D selbst hat das so nicht vorgeschlagen, der Standard ist immer noch dass man auf eine Bürste fährt und bei jedem Toolchange ein Prime + Reinigen durchführt.
Soweit sogut ^^. Ich habe sicher was vergessen, aber den riesen Text wird sich eh keiner genau durchlesen.
Fazit:
Der RF2000 wird für mich im Single-Druck klar der Sieger bleiben. Ich schalte in der Praxis nur noch meine Fritz-Steckdose an und warte bis er online kommt, drücke auf drucken und das Teil wird ungesehen perfekt, weil der erste Layer zu 99,9% auch perfekt wird.
Der Toolchanger hat irrsinnig viel potential und bei der Entwicklung hat man in vielen Punkten einfach weitergedacht, aber ich glaube, dass ich den Drucker niemals unbeaufsichtigt starten werde. Das Z-Handling ist einfach strohdumm.
Kurz zum Setting meiner Drucker:
- Ich besitze 2x den RF2000 und habe natürlich die Community-Firmware installiert. Beim RF2000 muss man quasi Heizbett und Hotends tauschen, sodass der Drucker zeitgemäß gut wird. Das mag beim RF2000v2 schon etwas anders sein. Die Glaskeramik ist -ein- Bett das funktionieren kann, aber es ist für manche Dinge zu splittergefährlich/teuer und für andere Materialien zu haftungsschwach. Dem Conrad V2-Hotend sind andere Hotends heute ganz einfach überlegen. (E3D-V6, Vulcano, Mosquito ...)
- Der E3D Toolchanger ist eine nicht so ganz fertige Entwicklungsplattform in die man seine eigenen Druckköpfe reinentwickeln und betreiben kann. Von Haus aus war dieser Drucker eigentlich nur ein Bowden-Gerät, aber es gibt auch die Möglichkeit dass man sich Titan-Aeros oder E3D-Hemeras oder Bondtech-extruder, Nimble V2 etc. reinbaut. Im E3D-Forum hat gefühlt jeder einen anderen Druckkopf an dem er werkelt. Ich habe 2x TitanAero 3mm drauf.
Und weil jetzt schon einige gute Shops (Bsp. youprintin3d) das 3mm-Filament aus dem Programm nehmen, man bei Amazon immer weniger 3mm findet (Mein Esun PETG blue ist weg) und es auch den E3D-Hemera nicht für 3mm geben wird, werden die letzten beiden Druckköpfe Tool 3 und Tool 4 bei meinem Toolchanger 1,75er Druckkopfe werden.
Kurz: Ich habe den Toolchanger mit eher schweren 500g DirectDrive Druckköpfen ausgestattet.
Nun zu einem Vergleich.
Die Vorteile des Toolchangers sind ganz klar Dualdruck oder Multidruck. Der Drucker ist ein Spielplatz für die Kombination verschiedenster Materialien. Auch der Toolchanger besteht nicht aus Plastik sondern gefrästen Metallteilen, sodass man von einer robusten Plattform reden kann.
Der RF2000 ist wegen dem DMS-System und unseren ganzen Ideen im ersten Layer gnadenlos überlegen. Da denkt man bei den ersten Drucken echt, der Toolchanger ist aus dem Jahr 2013 und nicht der RF.
Verglichen mit dem RF hat man beim TC einen riesen Ärger mit den Z-Offsets. Man stellt mit abenteuerlichen Methoden irgendwie ein passendes Z-Offset ein. Dieses wird zuerst mit einem Microswitch abgetastet. Anschließend versucht man dann dann ein gefundenes Offset von diesem Switch bis zur Düsenspitze hardcodiert in der Config zu hinterlegen. Diese Konfiguration habe ich gefühlt schon 20x um +-0.05mm angepasst und es passt einfach nie perfekt.
Zudem fühle ich mich auch etwas blind, was die Digits angeht. Die fehlen mir wie bei fast allen anderen Druckern ganz extrem um zu wissen, wie es um meine Düse/Verkrustungen steht.
Ich bin ohne SenseOffset und Digit Compensation gefühlt zurück im Mittelalter. All diese doofen Effekte sind wieder da, wenn die Düse zu nah am Bett ist. Erst Stau, dann fressen, dann geht man mit dem Offset etwas höher und zuerst entspannt sich die ganze Ladung Überdruck in den nächsten Zentimetern, bis man wirklich sieht, ob man wieder einen guten Z-Offset hat. Igitt. Ich glaube, dass 0.3er Firstlayer wieder aktuell werden.
Positiv: Dem Z-Dilemma gegenüber steht eine grandios entwickelte Duet3D-Plattform. Man kann natürlich auch eine andere verbauen, aber es gibt dafür keinen Grund. Das Board und die Firmware wird ständig weiterentwickelt, ohne dass ich viel tun muss. Die Hardware ist gut und die Firmware ist auf dem heutigen Stand der Technik. 32Bit-Prozessor, gute Stepperdriver, maximalkonfigurierbar.
Es gibt ein Rechenpower-Limit aber es liegt wo ganz anders als beim RFx000 Board ^^, da muss man es mit Microsteps schon übertreiben.
Das Duet2 kann kein StealthChop, man könnte sich also überlegen, auch ExtensionBoards zu nutzen. Oder demächst auf Duet3 (mit Canbus zum Druckkopf, Driver auf dem Druckkopf) umzusteigen, aber generell ist das was ich von dieser Firma bisher sah überragend. Das Duet ist aus Heimanwendersicht wie die Fritzbox unter den Routern, das Board unter den Boards.
Der Toolchanger wird mit einem Borsilikatglas ausgeliefert. D.h. man bekommt empfohlen sich dieses passende Glas mitzubestellen. Man kann auch darauf drucken, aber es ist noch viel schwächer als das Glas das wir vom RF2000 kennen. Ich habe 1x PETG mit einer Handgroßen Fläche drauf gedruckt und die Glasoberfläche war komplett am Bauteil als ich es abnahm. Da dachte ich mir kurz "Oh nein, Geschichte wiederholt sich".
Da aber beim Toolchanger das Bett nur rauf und runterfahren muss, braucht man wegen dem Massezuwachs nicht darüber nachzudenken, was man mit dem alten kaputten Glasl macht. Man klebt einfach neue Schichten drüber ^^. Pertinax in meinem Fall.
Beim Drucken mit dem RF2000 ist es immer so eine Sache. Wenn man sich keine Wechselhotends einbaut, sind die fest drin. Da ranzukommen ist eher ungemütlich. Es wird besser, wenn man sich wie beim RF2000v2 die Frontschiene raussägt.
Beim Toolchanger kann ich sogar während des Druckens einen Druckkopf rausnehmen, auf den Kopf stellen und ansehen - und unter Umständen reinigen. Die Pause funktioniert wie sie sollte. Die Druckköpfe sind im Toolchanger auf je einer Gabel aufgesteckt und halten durch magnetische Kraft. Wartung ist also kein Problem. Alles andere wäre bei 4 Druckköpfen allerdings ein NoGo.
Lautstärke: E3D schlägt beim Konfigurationsassistenten ein noch viel beschisseneres Netzteil vor als Conrad. Es kann 24V 16A, aber es ist laut und stinkt. Ich habe es sofort getauscht, denn mit diesem Netzteil hört man die Steppertöne nicht, was ich etwas ungemütlich fand. Das schlechte Netzteil mit Wirkungsgrad 81% macht für mich in einer Dauerentwicklungsplattform keinen echten Sinn.
Hat man diesen Schritt erledigt und hat man fairerweise beim RF2000 ebenso den Board-Fan und die Netzteilgeräusche eliminiert dann sind beide Drucker nicht sooo weit von einander entfernt. Der RF2000 klingt greller. Die Toolchanger Schallemmissionen leben vom Untergrund. Der Drucker kann echt leise sein, wenn man ihn sauber federt. Seine Plexiglas Panels schwingen und die Profilbauweise ist nicht so mega robust wie ein RF2000, aber schon besser als viele andere Druckermodelle die ich bisher sah. Der TC ist aus Edelstahl, Alu und 60x30er Profilen.
DualDruck:
Beim RF2000 musste ich mich so sehr anstrengen, dass ich Dualdruck sein lies. Beim Toolchanger ist das einfach. Ich habe zudem an den Parkpositionen der Tools eine Rasierklinge so angebracht, dass die Düse auf diese Rampe auffährt. Die ist dann sofort dicht und es sabbert nichts. Kurz: Ich drucke ohne Prime-Tower und ohne OozeShield.
Es kann natürlich sein, dass ich einmal auf die Idee kommen werde, dass ein winziger Prime-Tower für winzigste Toolchanges sinnvoll ist, aber ansonsten kann ich vermutlich dauerhaft auf diese Ärgernisse verzichten.
E3D selbst hat das so nicht vorgeschlagen, der Standard ist immer noch dass man auf eine Bürste fährt und bei jedem Toolchange ein Prime + Reinigen durchführt.
Soweit sogut ^^. Ich habe sicher was vergessen, aber den riesen Text wird sich eh keiner genau durchlesen.
Fazit:
Der RF2000 wird für mich im Single-Druck klar der Sieger bleiben. Ich schalte in der Praxis nur noch meine Fritz-Steckdose an und warte bis er online kommt, drücke auf drucken und das Teil wird ungesehen perfekt, weil der erste Layer zu 99,9% auch perfekt wird.
Der Toolchanger hat irrsinnig viel potential und bei der Entwicklung hat man in vielen Punkten einfach weitergedacht, aber ich glaube, dass ich den Drucker niemals unbeaufsichtigt starten werde. Das Z-Handling ist einfach strohdumm.