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Unzulänglichkeiten eines oder der Slicer

Verfasst: So 13. Jan 2019, 15:40
von rf1k_mjh11
Ich wollte wieder einen Thread aufmachen, der Unzulänglichkeiten von einzelnen Slicern oder von Slicern, generell, aufzeigen soll.
Es soll hierbei nicht um Bugs gehen, wo ein Slicer Fehler macht (wie z.B. bei Supports in Slic3r).

Ich möchte eher Punkte aufzeigen, wo theoretisch der Slicer alles richtig macht, und doch nicht optimal. (Diese Erklärung hört sich irgendwie doof an, vielleicht macht mein erstes Beispiel (siehe nächsten Beitrag) die Sache etwas klarer.)

Natürlich kann man hier auch Wünsche einbringen - vielleicht sieht das einer der Slicer-Programmierer und reagiert darauf.

mjh11

Druckgeschwindigkeit im Vasenmodus zu niedrig

Verfasst: So 13. Jan 2019, 16:37
von rf1k_mjh11
Druckgeschwindigkeit im Vasenmodus zu niedrig (beobachtet bei Slic3r):

Gestern, nach beinahe 7 Jahren des 3D Drucks, habe ich zum ersten Mal den Vasenmodus verwendet.
Vasenmodus
Im Vasenmodus wird eine ununterbrochene, kontinuierliche Raupe, spiralförmig hochgezogen (der Boden kann noch konventionell gedruckt werden). Das heißt, der Z-Wert wird nicht stufenweise erhöht, sondern kontinuierlich. Objekte die im Vasenmodus gedruckt werden, dürfen keine Füllung aufweisen, dürfen nur 1 Perimeter aufweisen und, zumindest bei Slic3r, keinen 'Deckel' haben.
Mir fiel beim Drucken auf, dass die Geschwindigkeit etwas niedrig war. Na ja, ich hatte (unabsichtlich) einen Boden mit nur einem Layer im GCode dabei. Damit wurde ein normaler Boden, im normalen Modus, gedruckt. Obwohl der erste Layer häufig etwas langsamer gedruckt wird als der Rest, war das Tempo des Druckers, nach dem Boden, spürbar langsamer als beim Infill des Bodens (Boden=ca. 40mm/s). Ich fing daher an, den Feed-Multiplier nach oben zu schrauben. Zum Schluss war ich bei einem Feedrate von deutlich über 200% (ohne Probleme - da der Drucker trotzdem nur 'ungefähr normal schnell' druckte, soll=55mm/s). Der Druck dauerte ca. 30 Minuten. Genug Zeit, über das Problem nachzudenken.
Mir war beinahe sofort klar, das hier das Problem der 'Mindest-Layer-Dauer' zum Tragen kam.
MindestLayerDauer
Diese Einstellungen finden sich bei Slic3r unter Filament Settings, dann Cooling. Da kann man einstellen, dass z.B. der Bauteillüfter angeht, wenn die Druckdauer eines Layers eine gewisse Zeit unterschreitet (da dem Layer zu wenig Zeit bleibt, abzukühlen). Ebenso kann man einstellen, dass der Drucker die Druckgeschwindigkeit reduziert, falls die Layerdauer zu kurz werden würde. Dadurch bekommt der Layer mehr Zeit abzukühlen.
Hier komme ich zur eigentlichen Unzulänglichkeit:
Der Slicer kann nicht wirklich abschätzen, wie gut ein Teil abkühlen kann, und als Folge weiß der Slicer nicht, was die kürzest zulässige Layerzeit wäre.
Im Fall eines Teils mit einem Durchmesser über 40mm, das im Vasenmodus gedruckt wird, reichen 4-5 Sekunden Layerzeit völlig. Es handelt sich ja um nur EINE Wandstärke, die beinahe ungehindert nach beiden Seiten abstrahlen kann und sich daher sehr rasch abkühlt. Der Slicer weiß das nicht und schraubt trotzdem die Geschwindigkeit extrem herunter, völlig unnötigerweise.

Generell möchte ich behaupten, dass die mindest-Layerzeit beim Vasenmodusdruck sehr deutlich nach unten revidiert werden könnte, da das Bauteil sehr gut auskühlen kann. Nett wäre es, wenn das der Slicer automatisch machen würde. (OK, dann kommt einer daher und druckt ein 150mm hohes Röhrchen mit 5mm Durchmesser im Vasenmodus und wundert sich, dass es nicht klappt - na ja...)

OK, ich kann ein eigenes Profil für sämtliche Vasen-Drucke anlegen, und darin jeweils selbst die mindest-Layerzeit angeben. (Ich habe schon über 100 Profildateien - was machen schon weitere 10-20?)

Hat jemand diese Unzulänglichkeit schon in anderen Slicern beobachtet?

mjh11

Re: Unzulänglichkeiten eines oder der Slicer

Verfasst: So 13. Jan 2019, 16:57
von Nibbels
Schön wieder was von dir zu lesen!
Ich hänge das mal hier an:

Simplify3D pausiert für den Kickstart des Bauteillüfters den Druck um jeweils 500ms, was sich als Stockeln mit evtl. Blobs im Bauteil bemerkbar macht.
http://www.rf1000.de/viewtopic.php?f=58&t=2389

(Das ständige Pausieren ist natürlich völlig unnötig. Man könnte auch, nach dem "Boost-Kommando 100%" ein paar Druckbefehle später das Runternehmen der Lüftergeschwindigkeit einbinden.)

LG

Unzulänglichkeiten der Slicer: das Mesh-Format

Verfasst: So 13. Jan 2019, 18:09
von rf1k_mjh11
Alle Slicer benutzen als Eingangsdaten eine Abart eines Mesh-Formats.

Damit werden alle Kurven 'eckig'.

Das STL Format löst eine 3D Oberfläche in mehr oder weniger kleine, ebene Dreiecksflächen auf (so was nennt sich 'Mesh'). Diese Dreiecksflächen werden im Slicer in lauter Geraden 'umgewandelt'.
Das AMF Format basiert ebenso auf ein dreieckiges Mesh (siehe Wiki). Es enthält zusätzliche Informationen, wie Farbe, Material, usw..
Das 3MF Format baut auf STL auf und verwendet daher ebenfalls ein Mesh auf Basis dreieckiger, ebener Flächen. Es enthält, wie das AMF Format, zusätzliche, für das 3D Drucken nützliche Informationen.
Beim X3D Format (Ultimaker und infolgedessen Cura) bin ich mir nicht völlig sicher, ob hier ein Mesh vorliegt oder nicht. Nahe liegen tut es jedoch, nachdem Programme wie Blender oder MeshLab X3D importieren oder exportieren können.
Als Folge wird es bei keinem der üblichen Dateiformate und Slicer möglich sein, im GCode echte Kurven zu fahren. Alle Kurven werden als eine Folge kurzer Geraden dargestellt.
Entstehung der Aussage
Ich wollte kürzlich einmal prüfen, um wie viel eine GCode-Datei kleiner wird, wenn G2 und G3 Befehle anstatt des G1 Befehls verwendet werden. (G1 führt eine geradlinige Bewegung aus. G2 und G3, jedoch, führen eine exakte Kreisbahn aus, entweder im oder gegen den Uhrzeigersinn. Siehe dazu die GCode Wiki hier im Forum).
In einem meiner CAD Programme entdeckte ich als Exportformat 'OBJ'. Da konstruierte ich einen Zylinder, Durchmesser 10mm, Höhe gleichfalls 10mm. Ich exportierte es als OBJ und sah mir das Ergebnis im Editor an (Das OBJ-Dateiformat ist eine reine Textdatei). Das OBJ Format ist ein offenes Format und unterliegt daher Variationen, je nach erzeugendem Programm.
Die von mir erzeugte Datei sah in etwa so aus:
....
# - trim loop
vp 0 0 1
vp 0 -5 0.7071067811865476
vp 5 -5 1
vp 10 -5 0.7071067811865476
vp 10 -8.881784197001252e-16 1
vp 10 5 0.7071067811865476
vp 5.000000000000001 5 1
vp 0 5 0.7071067811865476
cstype rat bspline
deg 2
curv2 1 2 3 4 5 6 7 8 1
parm u 0 0 0 7.853981633974483 7.853981633974483 15.70796326794897 \
15.70796326794897 23.56194490192345 23.56194490192345 31.41592653589793 \
31.41592653589793 31.41592653589793
end
v 0 0 0
v 10 0 0
v 0 0 -10
v 10 0 -10
cstype bspline
deg 1 1
surf 0 10 -5 5 1 2 3 4
parm u 0 0 10 10
parm v -5 -5 5 5
trim 0 31.41592653589793 1
end
....

Da wurde ich doch zuversichtlich. Man sieht solche 'Befehle' wie 'curv2' und so. Da dachte ich, daraus macht der Slicer sicher G2 oder G3 Befehle. Flugs die Datei in Slic3r importiert.
Hä?? Nix da? Na, wo isser denn?
Es war kein importiertes Objekt sichtbar.
Dann habe ich aus dem Internet (Thingiverse, glaube ich, eine x-beliebige Datei geholt und im Editor angesehen. Da fiel mir auf, dass nur Koordinatenpunkte angegeben wurden. Die OBJ Datei war in Slic3r natürlich sichtbar. darauf habe ich im CAD Programm meinen Zylinder wieder exportiert, und bei den Optionen alles, was sich irgendwie 'kurvig' anhörte, abgewählt. Das Ergebnis war ebenso eine Datei, wo nur Koordinatenpunkte angegeben waren. Diese OBJ Datei war in jetzt Slicer sichtbar, allerdings mit denselben 'Ecken' in den Kurven, die hier im Forum gelegentlich beanstandet werden. Zum Beispiel hier.
Der (die) Programmierer von Slic3r hatte(n) in der Vergangenheit versucht, eine echte Unterstützung für G2 und G3 unterzubringen. Dazu mussten, beim Slicen, mehrere Teilstücke (3? oder mehr) mathematisch beurteilt werden, ob sich diese Teilstücke mit einem Kreisbogen darstellen ließen. Wenn ja, wurden so lange weitere Teilstücke hinzu gefügt, bis es nicht mehr mit demselben Kreisbogen klappte. Dann wurden diese Teilstücke mittels G2 oder G3 dargestellt. Danach ging das Spiel mit den nächsten Teilstücken weiter. Diese ganze Idee wurde wegen dem Programmier- und Rechenaufwand einstweilen eingestellt.

Hat jemand schon einmal im GCode G2 oder G3 Befehle entdeckt?

Nur so nebenbei: Das wäre doch eine Aufgabe für Nibbels, einen Slicer programmieren, der STEP Dateien einlesen kann, oder? :tiptop:

mjh11

Re: Unzulänglichkeiten eines oder der Slicer

Verfasst: So 13. Jan 2019, 19:00
von AtlonXP
Hallo rf1k_mjh11,
schön dich wieder zu lesen. :-)
Bist ei gschneit? :coolbubble:

Bei dem Thema Slicer (S3D) liegen meine Nerven heute blank. :dash:
Na egal...

Zum Thema Vasenmodus.
In S3D habe ich die Geschwindigkeit für Außenkontur auf etwa 70 % stehen.
Da der Vasendruck fast nur Außenkontur ist…

Ich meine, es gibt in S3D auch die Funktion, dass bei geringer Abkühlzeit die Geschwindigkeit gesenkt wird.
Zu Mindest springt der Lüfter an.
Ich benutze diese Funktion jedoch nicht.
Manuelle Kontrolle ziehe ich vor.

LG AtlonXP