Hallo,

was sind die Hauptpunkte, wenn ich meinen alten RF1000 der ersten Generation auf Hochtemperatur-Filamentdruck umrüsten möchte?

Konkrete Anforderung: Tm = ca. 350°C (Bereich ca. 320....380°C Düsentemp.), T_Heizplatte = ca. 140°C, dadurch entsprechende Bauraumtemperaturen. Hotend: E3D (geplant)

--> Hotend "Ganzmetall": was ist mit dem PTFE-Röhrchen?
--> Reicht ein normaler, guter Hotendlüfter, oder ist Wasserkühlung ein Muss?
--> Was ist normalerweise die Temperaturbegrenzung (in der FW bzw. den Druckeinstellungen), wie kann man die hochsetzen? FW ist bei mir uralt.
--> Bauraumtemperatur: Plexieinhausung + Kabel/Motoren: ist nicht optimal, aber für Versuche OK?
--> Heatbed: wir hoch kann man gehen?
-->... sonstige zu beachten? Neben einer direkten Beauftsichtigung und nem Rauchmelder, versteht sich.

Grüsse,
Plastiker

Huhu

Du wirst ein anderes Hotend brauchen.
Das muss wohl ein Full-Metal-Hotend sein. Zumindest muss das Metall in der heißen Zone sein.
Wenn man weit über 300°C will, reicht das Alu des Heizblocks nicht mehr aus.
- Es gibt von E3D z.B. solche Chopper-Alloy-Heizblöcke. Die halten mehr Temperatur aus als der normale Alu-Block.
- Gerüchte sagen, dass dieses Titan-Heatbreak von E3D weniger Wärme als Edelstahl durchlässt. Ich weiß aber nicht, obs das für 3mm gibt. Wenn weniger Leistung durch das Heatbreak geht, muss weniger gekühlt werden, um die Temperatur unten zu halten. Ob man Wakü braucht weiß ich nicht. Doch ich selbst genieße es eine zu haben.

Statt unseren EPCOS G550 NTCs brauchst du im neuen Hotend z.B. einen PT100-Thermistor.
- Diese Thermistoren arbeiten etwas anders als unsere Widerständchen. Dafür gibts Übersetzungsplatinen, die am Ausgang ziemlich linear 0-5V ausgeben - je nach Temperatur. (Und das Platinchen braucht auch eine Versorgungsspannung.)
Da unsere Thermistoren auf dem RF1000-Board aber ein Teil eines Spannungsteilers sind, kannst du den normalen Thermistor-Eingangsstecker nicht mehr verwenden. Der RF1000 hat aber einige optionale Pins auf einer Steckerleiste auf dem Board. Dort müsstest du die Pins finden und beschalten können. (Steht alles irgendwo in diesem Thread: http://www.rf1000.de/viewtopic.php?f=73 ... +vergleich .
Welche Pins wofür verwendbar sind kannst du hier rauslesen, ich hatte alle optionalen Pins in der Mod-Firmware eingetragen: https://github.com/Nibbels/Repetier-Fir ... ins.h#L255 )
(Beim RF2000 müsstest du vermutlich einen 4,7k Widerstand auslöten und damit das Signal der Verstärkerplatine des PT100 direkt auf den AD-Eingang unseres ATMega geben. Der RF2000 hat keine freien AD-Pins mehr.)

Temperatur-Kennlinie:
Der PT100 ist normalerweise bei Repetier-Firmwares die Thermistornummer 13. Allerdings hat Conrad in der neuen Firmware den Thermistor für das Hotend V3 draufgelegt.
Ich habe darum beim Mod diese Belegung übernommen und schließlich die alte Nummer 13 (alter Platz PT100) auf die 53 (neuer Platz PT100) umgezogen. Das hat auch mal jemand getestet und dieser meinte dass meine Änderungen für den PT100 funktionieren. (Es gibt einen Thread dafür.)

In der FIrmware sind die Temperaturen an diversen Orten in den Config-/Rfx000.h's verteilt.
z.B.
#define UI_SET_MAX_EXTRUDER_TEMP 270
#define MAX_DEFECT_TEMPERATURE 300
Ich erwähne speziell diese beiden, weil eins das Limit im Menü ist und das andere die Defekt-Temperatur ab welcher der Drucker seinen Dienst verweigert.

Die Heizblöcke bleiben meiner Information nach dieselben. Ich könnte mir aber vorstellen, dass bei höheren Temperaturen die Watt-Zahl eine Rolle spielen könnte. Ich würde also auf 40Watt oder 50Watt setzen. Ich selbst habe 50Watt-Kartuschen verbaut. Diese Leistung nutze ich persönlich nicht dauerhaft, nur beim Aufheizen liegt die Leistung eine Weile an.
Mein RF2000-Board hat noch nie Anstalten gemacht, dass das zuviel sein könnte.

Ein neuer PID-Autotune ist anschließend sicherlich pflicht, wenn du die Temperaturen sauber regeln willst. Setzte am Besten auf eine Firmware ab 1.42 oder höher oder auf den aktuellen Mod. Da wurde beim PID-Regler einiges besser gemacht als noch bei den alten Firmwares.
(Allerdings musst du wie oben erwähnt je nach Firmware genau nachschauen welche Temperaturkurve welche Nummer hat.)

LG

Danke für die ausführliche "Anleitung"

Heijei-jei, da gibt es ja noch einiges zu tun
Und dass, wo ich schon mit meinem RF500 alle Hände voll zu tun habe

Da werde ich wohl Schritt für Schritt ran müssen. Jedenfalls bekomme ich so eine Filament-Probe geschenkt, glaube PEKK oder ähnlich.
Dafür muss ich Temperaturlevel rausholen, was drin steckt in der Drucker-Kiste...oder auch noch nicht drinsteckt.

LG
Plastiker

Aber vergess beim ganzen "Rauskitzeln" nicht die Bauraumtemperaturen... Dein Heizbett kann m.w. bis max. 160 Grad,
allerdings sind dann so ziemlich alle Hafthilfen soweit raus (DDP, Pertinax…).
Aber bei der ganzen Heizerei solltest halt nicht vergessen, dass der Innenraum nicht über 70 Grad wird - und das ist schon
grenzwertig, den deine Stepper produzieren auch Wärme und wenn die nicht mehr weg kann - knapp über 80 Grad ist dann
Exitus - die Magneten verlieren dauerhaft Ihre Polarisierung und ohne X und Y sowie eventuell Extruderstepper wird's schwer
noch was brauchbares raus zu bekommen....

Gruß, Christian

Hm, in Summe viel Arbeit. Überlege, ob mein RF500 da nicht sogar die besseren Voraussetzung bietet bzgl. der hohen Temperaturen.
Die Stepper liegen -bis auf die X-Achse- ohnehin ausserhalb. den Z-Stepper könnte ich noch was gegen Innenraumhitze isolieren.

Gehäuse ist bereits aus Metall, kein Plexi.

Allerdings: ich habe ja demnächst noch einen weiteren Stepper auf der X-Achse für die Düsenhebemechanik...
Also doch den RF1000 pimpen...? Na, da schlafe ich lieber nochmal die eine oder andere Nacht drüber...

Grüsse, Plastiker