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Grias' eich!

Verfasst: Mo 6. Mär 2017, 17:14
von RiffRaff
Hallo zusammen,

ich bin seit heute RF1000 Besitzer und bin gerade beim Heat-Bed Scan.

Zum RF1000 kam ich nach etwa 3 Wochen 3D Druck Erfahrung. Davor ich habe jetzt schon 2 Jahre immer mal wieder Stunden vorm PC verbracht und mich angelesen. Grundsätzliches CNC Verständnis aus Schulzeiten (vor ~18 Jahren so) vorhanden. Bin beruflich aber eher in der kaufmännischen IT unterwegs. Irgendwie wollte ich nicht soviel Geld ausgeben, dann doch, dann wieder nicht ...

Was habe ich mit dem Drucker vor? Neben rumspielen (das allein find ich schon super), möchte ich Gehäuse für Aurdino/PI Basteleien bauen und Auto und Motorrad Teile drucken. Aktuelle stehe ich z.B. davor die Heizkonsole meines Oldtimers neu zu gestalten. Was mich immer noch vom Druckerkauf zurückgehalten hat, war die Stabilität der 3D Druck Teile. Das PLA ist ja wohl für "echten" Einsatz nicht so geeignet, ABS/Nylon wohl sehr schwer zu drucken...

Dann war ich neulich beim Conrad und habe mir den RF100 geholt. Sehr spassig das alles, aber mir wurde der Bauraum irgendwie zu klein. Nach einiger Recherche bin ich zu dem Plan gekommen mir einen D-BOT als Zweitgerät zu bauen. Mir war klar, dass das Ausdrucken auf dem RF100 recht lange dauern wird und ich dann vermutlich auf dem DBOT alles nochmal ausdrucken muss weil der RF100 nur PLA kann und die Teile aus ABS sein sollten. So war der Plan erst alles in PLA und wenn der DBOT stehe dann nochmal in ABS. Jeden abend einen Druckauftrag, dann sollte in etwa 2 Wochen alles zusammen sein.
Beim ersten Druckanlauf habe ich am nächsten Morgen ein Bild der Verwüstung vorgefunden: Der Druckkopf war wohl auf das Teil "aufgefahren", dort hängengeblieben und fleißig weiter extrudiert. Das Teil war ansich fertig, hat gewarpt ohne Ende (8cmx1cmx2cm). Bei Testdrucken hatte ich eigentlich keine Probleme, Haftung und so alles gut und wenn ich zugeschaut habe war's auch immer ok. Die Druckergebnisse haben mich bis zu dem Vorfall echt beeindruckt. Erst dachte ich es wäre ein Haftungsproblem, so dass ein Layer nicht hielt, und soviel PLA extrudiert wurde dass er sich irgendwie fing.
Beim nächsten Testdruck wars dann recht schnell klar: Die Antriebsachse für Y hat sich auf einer Seite vom Lager gelöst. War also heute mit dem Gerät beim Conrad und habe mich mit dem örtlichen Geschäftsführer unterhalten. Der war wirklich nett und meinte er hätte erst zwei Retouren des RF100 gehabt: Einmal Kabelbruch und jetzt ich. Eigenlich schade, denn sonst fand ich den RF100 echt klasse ... bis auf den Bauraum.
Zwischenzeitlich habe ich auch die Teile für den DBOT recherchiert. Leider sind manche Teile recht teuer geworden ggü. der Stückliste aus Thingiverse. So wäre ich in DE auf etwa 700€ gekommen. Das und das verlockende Angebot von Conrad mir den RF100 in den RF1000 umzutauschen hat ... naja ihr wisst schon.

Habe nun im Forum schon recht viel gelesen, und wollte mich nun auch mal vorstellen und erzählen wie ich zu dem Drucker kam. Wie am Titel ersichtlich, komme ich aus dem Süden :bye:

Viele Grüße,
RiffRaff

Re: Grias' eich!

Verfasst: Mo 6. Mär 2017, 17:44
von Nibbels
Servus :)

Das Thema stabile Teile bearbeite ich auch schon länger :)
Mit Nylon hatte ich nach meinem einen Versuch noch keinen Erfolg. Die Maximaltemperatur 270°C beim V2-Hotend des RF1000/2000 ist "ok", aber wenn du über ~260°C Dauerdrucktemperatur gehen willst wäre evtl. ein Full-Metal-Hotend besser. Sonst hat man mit dem V2 nicht unglaublich lange Spass. Bzw. man kann anschließend wegen dem Teflonröhrchen innen nicht mehr so gut alle anderen Materialien drucken.

Als Tendenz bezüglich meiner Materialerfahrung kann ich dir mitgeben, dass "Stabil gedruckt" meist bedeutet, dass die Zwischenlagenstabilität stimmt. Stimmt das, greifen die Materialeigenschaften, wie man es sonst gewohnt ist.

ABS: Es ist bei kleineren Teilen und heiß+mittelschnell gedruckt nicht schlecht. Druckt man Teile die ungünstige Formen haben, größere Teile, sodass die Layerzeiten groß werden, kann ABS sehr schnell springen. Man kann tatsächlich mit viel Können gute Teile hinbekommen, die stabil sind.
Flex-Materialien: sind ziemlich gut, wenn es darum geht. Ich mag z.B. TPE sehr gerne. Aber man kann das weiche Zeug eben nicht für alles verwenden.
PET-G ich habe absichtlich ohne Lüfter gedruckt und Stringing + Kleckereien in Kauf genommen, um durch den Lüfter nicht die Stabilität zu beeinträchtigen.
Das Material gibt leicht nach, war aber ziemlich zäh-stabil. Vorallem für die große Größe meines Test-Teils. Dasselbe Teil mit ABS war mir bei der aufgebrachten Kraft schon lange delaminiert, hat rumgeknackst und so. Am Besten, glaube ich, sind hier Teile wo Stringing nicht vorkommt, die wenig Retracts/Sprünge brauchen. Man sagt auch, dass PET oder PETG wenn es Wasser gezogen hat, durch irgendeine Reaktion beim Extrudieren die Stabilität mehr und mehr verliert, man das aber optisch nicht mitbekommt.
ASA-X war auch ziemlich stabil. Nur wenn man den Lüfter zuschaltet, um die Optik perfekt zu machen, dann ist es mir schnell gesprungen. Das ist aber bei den meisten Materialien so.

Stabilitätstipp, der sicher nicht immer gilt, aber doch meistenst: Mit Lüfter und ohne Einhausung gibts weniger Stabilität.
Wenn ein Material aufgrund der Umgebungsbedingungen im Drucker warpen will, es aber nicht kann, dann dann verspannt es sich eben und reißt dann eben schnell.

LG

Re: Grias' eich!

Verfasst: Mo 6. Mär 2017, 18:15
von RiffRaff
Hi, danke für die Informative Antwort!! Das ASA-X hört sich ja total interessant an, verstehe ich das richtig dass es sich um dieses Material handelt: https://de.wikipedia.org/wiki/Acrylnitr ... -Copolymer?
Wenn es sich um ein funktionales Teil handelt, würde mich Nachbearbeitung wie schleifen oder polieren nicht wirklich stören. Kann mir aber schon vorstellen, dass es einige Versuche braucht bis so ein Teil alle Eigenschaften hat die man sich wünscht. Ich bin mir sicher, da werd ich noch auf euch zurückkommen müssen :schock: :)

... aber da ist noch ein laaaanger Weg hin, denn mein (PLA) Calibration Cube ist mir gerade vom Bett gehüpft :boing: Nicht vorhandene Einhausung lässt nun auch einiges auf der Vorhaben-Liste nach unten rutschen.

Re: Grias' eich!

Verfasst: Mo 6. Mär 2017, 18:25
von Wessix
Wenn ich dir noch einen Tipp geben darf (eigentlich müssten es sehr viel mehr sein) Es gibt hier irgendwo nen "sticky" Thread mit sinnvollen Veränderungen die am RF 1000 vorgenommen werden sollten (wobei ich nicht genau weiß, in wieviel Conrad da mitlerweile selbst nachbessert bei neueren Baujahren): was mir grad so einfällt wäre da: X Schleppkettenerhöhung !
Platinenkühlung, wenn du sinnvoll ABS Drucken willst ein anderes Heizbett oder zumindest eine Auflage auf die Barockfliese DDP, Gluestick, ABS Juice o.ä., und Notausschalter. anderes Extruderritzel oder am besten anderer Extruder und Hotend ;-)

Naja hab noch vieles andere verändert aber ja vielleicht kommen wir ja mal ins Gespräch dann fällt mir bestimmt noch mehr ein

Hier noch ein paar aufmunternde udn zugleich enrüchternde Bilder zum ABS Druck:


Beides aus ABS gedruckt und ganz ordentlich geworden meine ich
DSC_1599.JPG
DSC_1622.JPG
Das könnte man die Evolution des ABS Spargels nennen (eigentlich ein Arm für einen Octocopter). Das Teil ist quasi zum Warpen konstruiert. Aber es ist megastabil allein durch seine Konstruktionsweise. müsste mal mit einem der Fehlversuche Testen wieviel kg man da dranhängen kann. Geschätzt bestimmt >30kg
DSC_1624.JPG


Ich drucke mitlerweile wirklich nicht mehr erst seit gestern, denke ich hab nen halbwegs gut eingestellten und modifizierten Drucker und komme bei Bauteilen mit speziellen Eigenschaften doch immer wieder an die Grenzen. Mit genug Beschiss (ganz linker Spargel) lässt sich dann aber meist doch was halbwegs vernünftiges erreichen :tanzen:
Da hab ich dan letztlich die Auflagefläche durch großen Brim und künstlicher konstruierter Brim Vergrößerung die Haftung und die Warpkraft auf eine so große Fläche verteilt dass es gehalten hat und er von seitlich betrachtet fast perfekt gerade ist.

Grüße Wessix

Re: Grias' eich!

Verfasst: Mo 6. Mär 2017, 18:43
von Nibbels
Hehe ... und mit Wessix's Antwort ist er nun Monate beschäftigt :D

Es kann gut sein, dass ASA genau das ist was du als Link gepostet hast. Allerdings weiß man nie so genau welche Zusätze da noch drin sind und wie verändert das Material ist, wenn z.B. n Zusatzkürzel wie -X dran hängt.

ASA war glaube ich ein wenig teurer. Wenn ich du wäre, würde ich nach meinem Wissensstand PLA -> PET-G -> ASA in dieser Reihenfolge anprobieren.
Zu SmartABS kann ich noch nichts sagen, könnte aber ziemlich interessant sein.
Dann würde ich zu TPE und ABS gehen.

PLA sollte im Vergleich zu PET/ABS viel härter sein, es bricht dann eben und verbiegt sich nicht, mein ABS bricht eher teigig.

Noch eins: Mein Druckbett ist schwarz, anfangs habe ich immer schwarz gekauft. Das war eigentlich ziemlich hinderlich, weil man dann schlecht sieht, was man produziert.
Mein rotes PLA war allerdings viel mieser als das schwarze desselben Herstellers. Mit Farbe Natural/Weiß fuhr ich meist gut.

LG

Re: Grias' eich!

Verfasst: Mo 6. Mär 2017, 20:23
von Wessix
HIPS wäre laut dem was ich von Hobbyprinter und Digibike höre und gelesen habe auch noch interessant.

Re: Grias' eich!

Verfasst: Mo 6. Mär 2017, 22:50
von RiffRaff
Hey nochmal danke für eure Tipps und Hinweise.
Hehe ... und mit Wessix's Antwort ist er nun Monate beschäftigt :D
Ja, die könnten mich in ernste Schwierigkeiten bringen :dry:

Die ersten Schritte sind gemacht, und ich habe mal die X-Achse-Kabelschachthöherlegung umgesetzt. Ich muss sagen, und, ich fand ja den RF100 schon toll, der 1000er ist ja der Hammer. Hätte nicht gedacht, dass der Drucker so gut funktionieren würde. Von Beispielen wie Wessix' Quad bin ich da schon noch weg (bin mir sicher das hat ein paar Abende gedauert :)), aber Geschwindigkeit und Oberflächengüte sind schon nochmal deutlich besser im Vergleich zum 100er. Und, da muss ich jetzt scho ne' Lanze brechen, die war ja auch nicht schlecht - IMHO.
Ist anderes Hotend für Materialien wie Nylon, Hips usw. eigentlich Pflicht, d.h. geht das originale schnell kaputt mit hohen Temperaturen?

Die Kabelschachtgeschichte ist eher Temporär, da in PLA gedruckt. Nachdem was ich bis jetzt so verstanden habe macht was anderes ohne Einhausung wohl eher wenig Sinn. Jetzt muss ich ihn eh erstmal besser kennenlernen, und die empfohlenen Verbesserungen durchschauen. Das bietet sicher schon einiges an Bastelaufwandspaß :) ..
HIPS wäre laut dem was ich von Hobbyprinter und Digibike höre und gelesen habe auch noch interessant.
Stimmt, das hört sich auch sehr interessant an und scheint gute Eigenschaften bezüglich Stabilität zu haben. Ich dachte mir, mal ein paar Materialproben zu bestellen und testen... aber wie gesagt, ich möchte mich erstmal noch weiter einarbeiten, das Forum durchsuchen und mal paar sinnlose Sachen drucken :) Bin bisher auf jeden Fall sehr zufrieden mit dem Drucker!

Noch mein persönlicher Vergleich RF100 (weiß) -RF1000. Die Oberflächen sehen mit dem Blitz etwas krass aus, in Echt sieht man die Linien nicht so stark - das kennt ihr vermutlich aber. Beides mit Standardeinstellungen PLA gedruckt. Das weiße Teil war mein letzter Druck, an der einen Öffnung sieht man die Stelle wo der Druckkopf des RF100 hängen blieb. Mir ist nicht klar ob sich die Achse gelöst hat und deswegen dort gelandet ist oder anders herum.
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