Untersuchung der thermischen Ausdehnung
Verfasst: Mo 21. Dez 2015, 00:00
Hallo RFler,
nach einem durchscannten Wochenende präsentiere ich euch nun meine "Doktorarbeit" zum Thema Thermische Ausdehnung. Eine Sache vorweg: Die Dauerdruckplatte mag das garnicht, meine hat jetzt ein hübsches Pünktchenmuster
Aber ich will nicht sagen, dass die Erfahrungen hieraus völlig unnütz waren. Ich habe die Scan-Ergebnisse vom Bett und vom Extruder jeweils bei 23° und bei 100°C (Bett) bzw. 260°C gegenübergestellt. Hierzu habe ich letztlich Heatbedscans in wesentlich geringerer Auflösung gemacht, nicht zuletzt aus reinen Zeitgründen (sonst würde ich nächste Woche noch scannen) aber insbesondere um wechselnde thermische Einflüsse während eines Scan Durchlaufs möglichst gering zu halten. Nach jedem Durchgang habe ich den Extruder auf eine Parkposition X0Y0Z50 verfahren, um Wechselwirkungen zwischen Bett und Extruder möglichst gering zu halten (Außnahme: Letzter Bed-Scan).
Ermittelt habe ich jeweils die Kaltwerte (23°), den Setpoint (Unmittelbar bei erreichen der Solltemperatur) sowie nach 15, 30, 45, 60, 70 (Extruder 120) Minuten.
Fangen wir mal mit dem Bett an, das war die Ausgangssituation:
Bett: 23°C, Extruder (Beginn): 23°C, Extruder (Ende): 23°C Es zeichnet sich schon ab, das die Schwachstelle bei meinem Bett die Mitte ist. Jedoch auch, wenn die Farbunterschiede martialisch wirken, Es ist insgesamt nur eine Ebenentoleranz von 0,039mm. Die ist hier auch nur sekundär, denn viel spannender sind die Veränderungen bei verschiedenen Temperaturen. Wie man gleich sieht...:
Bett: Setpoint 100°C, Extruder (Beginn): 23°C, Extruder (Ende): 28°C Unmittelbar mit erreichen der Solltemperatur von 100°C ist interessantes zu beobachten: Die Höhenverhältnisse scheinen komplett negiert. Vermutlich passiert dies aufgrund von Spannungen und Verwerfungen innerhalb der noch nicht annähernd homogen erwärmten Platte. Allerdings auch hier sehen die Farben bedrohlicher aus als sie sind, denn die Ebenentoleranz beträgt ebenfalls nur 0,036mm. Das wäre vernachlässigbar. Jedoch in der Bettmite, kalt noch der höchste Punkt, nun hast der tiefste, beträgt die Differenz schon 0,1mm. Das ist schon eher eine Hausnummer. Geht das so weiter?
Bett: 15 Minuten 100°C, Extruder (Beginn): 28°C, Extruder (Ende): 32°C Nein. 15 Minuten nach dem Aufheizen ist die Situation beinahe wieder wie bei der kalten Platte. Maximale Höhendifferenz 0,022mm.
Bett: 30 Minuten 100°C, Extruder (Beginn): 30°C, Extruder (Ende): 34°C Nach 30 Minuten scheinen sich die Verhältnisse weiter zu normalisieren. Nicht von den wechselnden Farben verunsichern lassen. Die Gesamthöhendifferenz beträgt weiterhin nur 0,027mm, im Vergleich zum kalten Bett gibt es einzelne Abweichungen von etwa 0,03mm
Bett: 45 Minuten 100°C, Extruder (Beginn): 33°C, Extruder (Ende): 36°C Nach 45 Minuten keine großen Überaschungen, jedoch zeichnet sich ab, dass die Gesamtunebenheit größer wird. Nun stehen schon 0,038mm auf dem Zähler. Es scheint auch eine zunehmende Divergenz zwischen dem Start und dem Ende eines Scans zu geben. Ein Zusammenhang?
Bett: 60 Minuten 100°C, Extruder (Beginn): 34°C, Extruder (Ende): 38°C Wer bis hier noch aufmerksam mitgelesen hat, der hat sicherlich bemerkt, dass der Extruder während dem Scan mehr und mehr Strahlungswärme vom Bett mit aufnimmt. Wir sind inzwischen bei einer Ebenentoleranz von 0,053mm angekommen. Ob der Extruder hier übel mitspielt soll ein Test nach weiteren 10 Minuten zeigen:
Bett: 70 Minuten 100°C, Extruder (Beginn): 53°C, Extruder (Ende): 53°C Hierzu habe ich vor dem Scan den Extruder nicht abseits geparkt, sondern 10 Minuten mit 0,5mm Abstand in Bettmite warten lassen. Die Temperatur des Extruders blieb sodann auch konstant, allerdings änderte dies nichts. Die Gesamthöhendifferenz stieg auf 0,066mm. Der Grund ist mir nicht bekannt, und ich kaufe gerne Theorien. Von einer Verspannung, einer späten Verwölbung bis zu einem Messfehler ist alles drin.
Allerdings reden wir hier von einer Zunahme der Ebenentoleranz im vergleich zur kalten Platte von nur rund 0,03mm. Das ist zum einen vernachlässigbar, und zum anderen soll die Z-Kompensation ja auch was tun. Wie schaut es nun aber mit der Abweichung zwischen den Temperaturen aus? Hierzu habe ich die Durchschnittswerte der X und Y Ebenentoleranz gegenübergestellt, und dann sieht der thermische Verlauf des Betts so aus:
Und da werden zwei Dinge deutlich: Erstens hat die Erwärmung des Extruders von rund 30° auf rund 50° in den letzten 10 Minuten einen deutlichen Einfluss aus das Ergebnis,
Und zweitens scheint es überhaupt keine gute Idee zu sein, unmittelbar mit erreichen der Betttemperatur loszudrucken. Würde man die Abweichungen der einzelnen Werte (anstatt des Durchschnitts) gegenüberstellen, sähe es noch etwas verherender aus. Hat man diesen Punkt jedoch überwunden, nähern sich die Abweichungen zusehends wieder der kalten Platte an. Ich habe jetzt keinen extra Test nach den (empfohlenen) 5 Minuten Wartezeit gemacht, aber hier erscheint es mir sinnvoller, vor einem HBS entweder deutlich länger als 5 Minuten zu warten, oder gleich die kalte Platte zu scannen (wohlgemerkt, das bezieht sich auf meine Keramik, bei anderen kann das Ergebnis anders ausfallen)
Wichtiger scheint indes zu sein, keinesfalls weniger als 15 Minuten nach dem anheizen loszudrucken. Denn diese Abweichung wird auch von der Z-Kompensation nicht kompensiert, es handelt sich um eine reine Temperaturdrift. Aber wie verhält diese sich nun beim (V2) Extruder, und krabbelt da wirklich die Hitze nach oben?
Das alles erfahren Sie nächste Woche wenn es wieder heißt...
Spaß beiseite, das schreibe ich in einem zweiten Post (weil ich sonst mit den ganzen Attachments durcheinander komme)
nach einem durchscannten Wochenende präsentiere ich euch nun meine "Doktorarbeit" zum Thema Thermische Ausdehnung. Eine Sache vorweg: Die Dauerdruckplatte mag das garnicht, meine hat jetzt ein hübsches Pünktchenmuster
Aber ich will nicht sagen, dass die Erfahrungen hieraus völlig unnütz waren. Ich habe die Scan-Ergebnisse vom Bett und vom Extruder jeweils bei 23° und bei 100°C (Bett) bzw. 260°C gegenübergestellt. Hierzu habe ich letztlich Heatbedscans in wesentlich geringerer Auflösung gemacht, nicht zuletzt aus reinen Zeitgründen (sonst würde ich nächste Woche noch scannen) aber insbesondere um wechselnde thermische Einflüsse während eines Scan Durchlaufs möglichst gering zu halten. Nach jedem Durchgang habe ich den Extruder auf eine Parkposition X0Y0Z50 verfahren, um Wechselwirkungen zwischen Bett und Extruder möglichst gering zu halten (Außnahme: Letzter Bed-Scan).
Ermittelt habe ich jeweils die Kaltwerte (23°), den Setpoint (Unmittelbar bei erreichen der Solltemperatur) sowie nach 15, 30, 45, 60, 70 (Extruder 120) Minuten.
Fangen wir mal mit dem Bett an, das war die Ausgangssituation:
Bett: 23°C, Extruder (Beginn): 23°C, Extruder (Ende): 23°C Es zeichnet sich schon ab, das die Schwachstelle bei meinem Bett die Mitte ist. Jedoch auch, wenn die Farbunterschiede martialisch wirken, Es ist insgesamt nur eine Ebenentoleranz von 0,039mm. Die ist hier auch nur sekundär, denn viel spannender sind die Veränderungen bei verschiedenen Temperaturen. Wie man gleich sieht...:
Bett: Setpoint 100°C, Extruder (Beginn): 23°C, Extruder (Ende): 28°C Unmittelbar mit erreichen der Solltemperatur von 100°C ist interessantes zu beobachten: Die Höhenverhältnisse scheinen komplett negiert. Vermutlich passiert dies aufgrund von Spannungen und Verwerfungen innerhalb der noch nicht annähernd homogen erwärmten Platte. Allerdings auch hier sehen die Farben bedrohlicher aus als sie sind, denn die Ebenentoleranz beträgt ebenfalls nur 0,036mm. Das wäre vernachlässigbar. Jedoch in der Bettmite, kalt noch der höchste Punkt, nun hast der tiefste, beträgt die Differenz schon 0,1mm. Das ist schon eher eine Hausnummer. Geht das so weiter?
Bett: 15 Minuten 100°C, Extruder (Beginn): 28°C, Extruder (Ende): 32°C Nein. 15 Minuten nach dem Aufheizen ist die Situation beinahe wieder wie bei der kalten Platte. Maximale Höhendifferenz 0,022mm.
Bett: 30 Minuten 100°C, Extruder (Beginn): 30°C, Extruder (Ende): 34°C Nach 30 Minuten scheinen sich die Verhältnisse weiter zu normalisieren. Nicht von den wechselnden Farben verunsichern lassen. Die Gesamthöhendifferenz beträgt weiterhin nur 0,027mm, im Vergleich zum kalten Bett gibt es einzelne Abweichungen von etwa 0,03mm
Bett: 45 Minuten 100°C, Extruder (Beginn): 33°C, Extruder (Ende): 36°C Nach 45 Minuten keine großen Überaschungen, jedoch zeichnet sich ab, dass die Gesamtunebenheit größer wird. Nun stehen schon 0,038mm auf dem Zähler. Es scheint auch eine zunehmende Divergenz zwischen dem Start und dem Ende eines Scans zu geben. Ein Zusammenhang?
Bett: 60 Minuten 100°C, Extruder (Beginn): 34°C, Extruder (Ende): 38°C Wer bis hier noch aufmerksam mitgelesen hat, der hat sicherlich bemerkt, dass der Extruder während dem Scan mehr und mehr Strahlungswärme vom Bett mit aufnimmt. Wir sind inzwischen bei einer Ebenentoleranz von 0,053mm angekommen. Ob der Extruder hier übel mitspielt soll ein Test nach weiteren 10 Minuten zeigen:
Bett: 70 Minuten 100°C, Extruder (Beginn): 53°C, Extruder (Ende): 53°C Hierzu habe ich vor dem Scan den Extruder nicht abseits geparkt, sondern 10 Minuten mit 0,5mm Abstand in Bettmite warten lassen. Die Temperatur des Extruders blieb sodann auch konstant, allerdings änderte dies nichts. Die Gesamthöhendifferenz stieg auf 0,066mm. Der Grund ist mir nicht bekannt, und ich kaufe gerne Theorien. Von einer Verspannung, einer späten Verwölbung bis zu einem Messfehler ist alles drin.
Allerdings reden wir hier von einer Zunahme der Ebenentoleranz im vergleich zur kalten Platte von nur rund 0,03mm. Das ist zum einen vernachlässigbar, und zum anderen soll die Z-Kompensation ja auch was tun. Wie schaut es nun aber mit der Abweichung zwischen den Temperaturen aus? Hierzu habe ich die Durchschnittswerte der X und Y Ebenentoleranz gegenübergestellt, und dann sieht der thermische Verlauf des Betts so aus:
Und da werden zwei Dinge deutlich: Erstens hat die Erwärmung des Extruders von rund 30° auf rund 50° in den letzten 10 Minuten einen deutlichen Einfluss aus das Ergebnis,
Und zweitens scheint es überhaupt keine gute Idee zu sein, unmittelbar mit erreichen der Betttemperatur loszudrucken. Würde man die Abweichungen der einzelnen Werte (anstatt des Durchschnitts) gegenüberstellen, sähe es noch etwas verherender aus. Hat man diesen Punkt jedoch überwunden, nähern sich die Abweichungen zusehends wieder der kalten Platte an. Ich habe jetzt keinen extra Test nach den (empfohlenen) 5 Minuten Wartezeit gemacht, aber hier erscheint es mir sinnvoller, vor einem HBS entweder deutlich länger als 5 Minuten zu warten, oder gleich die kalte Platte zu scannen (wohlgemerkt, das bezieht sich auf meine Keramik, bei anderen kann das Ergebnis anders ausfallen)
Wichtiger scheint indes zu sein, keinesfalls weniger als 15 Minuten nach dem anheizen loszudrucken. Denn diese Abweichung wird auch von der Z-Kompensation nicht kompensiert, es handelt sich um eine reine Temperaturdrift. Aber wie verhält diese sich nun beim (V2) Extruder, und krabbelt da wirklich die Hitze nach oben?
Das alles erfahren Sie nächste Woche wenn es wieder heißt...
Spaß beiseite, das schreibe ich in einem zweiten Post (weil ich sonst mit den ganzen Attachments durcheinander komme)