Hallo Jo / OffshoreCl1,
Für mich ist der primäre Grund, PETG einzusetzen, die Tatsache, dass es im Vergleich zu PLA eine höhere 'Warmfestigkeit' hat. Mit 'Warmfestigkeit meine ich die Temperatur, die das fertige Druckobjekt noch aushalten kann, bevor es zu weich wird und die Form verliert. Normales PLA hält nur ungefähr 45-55° aus bevor es schon weich zu werden beginnt. PETG schafft fast 20° mehr (ABS noch mehr). Auch ist PETG etwas weniger spröde als PLA. Einer der Nachteile von PETG scheint zu sein, dass es sehr 'klebrig' wirkt, wenn es fast flüssig ist und daher im Hot End (im Extruder) dann hohe Extrusionskräfte verursacht. Eine Abhilfe für dieses eine Problem ist die
Beölung des Filaments (siehe auch
ab hier).
TPE ist hingegen ein gänzlich anderes Material. Es ist ein elastisches Material, wie Gummi. Also überall dort, wo man Gummi einsetzen möchte, kann man TPE in Erwägung ziehen. Die Hauptnachteile von solchen Materialien ist, erstens, dass diese als Filament nicht sehr steif sind. Wo PLA Filament wie ungekochte Spaghetti wirkt, und zerspringen kann, ist NinjaFlex eher wie gekochte Spaghetti. (Versuche mal eine gekochte Spaghetti durch ein Strohhalm zu schieben - es weicht gerne aus!). Das meine ich mit 'sehr guter Filamentführung'. So sah es bei mir ursprünglich aus:
UnsupportedFilament.jpg
In gelb ist ein ca. 12mm langer Bereich gekennzeichnet, wo das Filament gar nicht geführt wird. Bei TPE weicht hier das Filament garantiert aus und sucht sich einen 'leichteren Weg'.
Der RF2000v2 hat bereits von Haus aus eine recht gute Führung.
Der zweite Nachteil hat ebenfalls mit der Elastizität des Materials zu tun: Der Extrusionsdruck staucht das Material auf, es wird daher dicker. Wenn der dickere Durchmesser einmal den Wert des Innendurchmessers im Hot End erreicht, bleibt das Material schlagartig stecken und löst sich erst wenn von oben oder von unten der Gegendruck verschwindet (bis das geschieht, hat sich das Material beim Eingang in das Hot End meist schon einen 'alternativen' Weg gefunden wo das Material nicht mehr in das Hot End gefördert wird). Dem Problem kann man nur durch eine genügend langsame Druckgeschwindigkeit begegnen.
TPE haftet (bei mir zumindest) sehr gut am Druckbett und die Layerhaftung ist auch sehr gut. Fäden zieht es dafür bei mir.
Jo hat geschrieben:... inmoov ... das beste Filament für dieses Projekt?
Wenn man den Roboter nur zu Hause in Betrieb hat, reicht PLA. Nimmt man den einmal im Sommer im Auto mit und lässt den Roboter einige Zeit im Auto, werden die Teile weich und werden sich verformen. Auch im Hochsommer, wenn er länger in der heißen Sonne steht, kann das schon passieren. Ich habe einige Teile bei mir auf der Terrasse als Adapter für die Sonnenschirme (in schwarz und silber). Da sehe ich schon die Anzeichen der Verformung - macht dort aber zum Glück nichts.
PETG wäre eine etwas bessere Wahl, was die Temperaturbeständigkeit betrifft. Lässt sich auch leichter drucken als z.B. ABS.
ABS hätte von den drei Materialien die höchste Temperaturbeständigkeit und lässt sich SEHR gut kleben. Ist aber schwieriger zu drucken. UND hat eine Schrumpfung von ca. 2%. Das heißt, die fertigen Teile sind etwas kleiner nach dem Drucken. Das muss man mitberücksichtigen.
Was die Qualität und den Preis anbelangt:
Ich würde anfangs sicher mit einem Markenprodukt beginnen, da kann man annehmen, die Qualität ist entsprechend. Später kann man ruhig experimentieren. Zuerst geht es darum, dass man das 'Gefühl' für das Drucken erlangt ('Plug & Play' kann man zurzeit vergessen).
Trotzdem bin ich derselben Meinung wie AtlonXP und würde einmal mindestens eine halbe Spule PLA verdrucken. Zuerst kleinere Teile, dann einige größere Teile. Danach einmal PETG testen und selbst entscheiden, ob
Inmoov mit PLA auskommen muss, oder PETG oder sogar ABS 'verdient'.
Allseits Gesundheit!
mjh11